Alternativen zur Bonner Innenstadt: Des einen Leid ist des anderen ….

Nicht erst in letzter Zeit verspüre ich eine seltsame Langeweile, wenn ich durch deutsche Innenstädte laufe. Es fing damals an, als ich wieder zurück nach Bonn kam und nach kurzer Zeit das Fahrradgeschäft Stromann in der Innenstadt geschlossen hatte.

Seit meiner Kindheit hatte ich mir dort immer die Nase am Schaufenster plattgedrückt. Aus Sentimentalität und günstiger Gelegenheit erstand ich vor der Schließung eines der ersten Rennräder, das mit Rohren aus Carbonfaser hergestellt worden war; ich fahre es heute noch mit Genuss, aber das nur nebenbei.

Ein so wunderbares und aus meiner Sicht zeitloses Fachgeschäft konnte sich in der Fußgängerzone der Innenstadt von Bonn nicht mehr halten. Die Mieten waren so hoch, dass sich keiner der langjährigen Mitarbeiter traute, das Geschäft fortzuführen, und sich auch sonst kein Käufer fand.

Einkaufen im Wandel: Nachdem früher Marktplatz und Innenstadt die Zentren des Einzelhandels waren, werden vielleicht eines Tages die zahllosen Shopping-Center wieder veröden und der Handel dahin zurückkehren, wo die Leute wirklich leben – ins Stadtviertel?!

Ein paar Jahre später dann wieder ein Schock: Das alteingesessene Haushaltswarengeschäft Gebrüder Haack in der Sternstraße, erste Adresse für Haushaltswaren aller Art, hatte wiederum seine Pforten für immer geschlossen. Schon wieder ein Einschlag in eine gewachsene Einzelhandelslandschaft, in der anscheinend nur noch überflüssige Läden mehr Tinnef zu überhöhten Preisen oder unterirdischer Qualität mit Profit verramschen können.

Jetzt gehen selbst bei Bouvier die Lichter aus (Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …), der Buchladen, nein, DIE Universitätsbuchhandlung, dessen Stofftragetasche jedenfalls seinerzeit das modische Accesssoire par excellence eines jeden bekennenden Bonners war und natürlich auch Vorbildfunktion für unsere »kessenich ist kult«-Shopper hatte.

Allerdings speist die Wut über diesen Qualitätsverlust der Innenstadt auch die Hoffnung auf eine Renaissance des Stadtviertels als Einzelhandelsstandort: Wo werden die Bonner fortan Bücher, Fahrräder und Haushaltswaren kaufen? Nur noch über Amazon – nach dem Motto: Lass doch den Briefträger schleppen? Schwer vorstellbar.

Bleibt also die Hoffnung, dass einige den Weg zu uns nach Kessenich finden, ins Herz des Bonner Südens, wo es alles das und noch viel mehr von sympathischen Menschen mit Sachverstand und kaufmännischen Geschick zu kaufen gibt.

Herzliche Grüße aus dem Bonner Süden, Ihr Bernd Voss


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